Schräges Gesellenstück nach geradliniger Ausbildung.

30. Dezember 2019

Lorenz hat sich als Auszubildender bei Treppenbau Diehl bereits in vielen Aufgabenbereichen bewährt und steht jetzt vor dem erfolgreichen Abschluss als Geselle. Wir haben ihn gebeten, im Interview Auskunft über seinen Werdegang zu geben.

 

Lorenz, wir haben dich zu Beginn deiner Ausbildung gefragt, wie deine ersten Tage im Betrieb waren. Du hast spontan geantwortet, dass deine Brotzeit immer bereits nach dem Frühstück leer ist. Ist das heute noch immer so?

(lacht) Inzwischen komme ich mit meinem Brot gut über den Tag. Nur bei besonders kniffligen Baustellen oder sehr anstrengenden Einsätzen muss man mittags doch mal den Bäcker oder Supermarkt ansteuern. Irgendwie steigt der Appetit mit den Herausforderungen in diesem Job.

 

Zu Beginn deiner Ausbildung warst du frischer Schulabgänger. Hast du dich in den Jahren der Ausbildung persönlich verändert?

Ich denke, ich habe mich persönlich wirklich weiter entwickelt. Themen wie Umweltbewusstsein und Politik spielen eine viel größere Rolle für mich als früher. Ich schaue inzwischen sogar jeden Abend die Nachrichten, das hab ich früher nie getan. Um meinen Horizont zu erweitern, sind natürlich auch Veränderungen unumgänglich. Ich ziehe zum Beispiel gerade von Zuhause aus. Und ich bin sogar am Planen eines Auslandsjahres in Kanada. Ich möchte ganz aktiv neue Eindrücke sammeln – und das mit meinen persönlichen Interessen verbinden. Denn Holz gibt es in Kanada ja zur Genüge. Ich habe im Moment wirklich das Gefühl, dass mein Leben jetzt erst richtig anfängt.

 

Wenn du auf die Jahre deiner Ausbildung bei Treppenbau Diehl zurück schaust: Was hat dich am meisten begeistert?

Nach wie vor begeistert mich der Werkstoff Holz. Es ist einfach nur faszinierend, die Entwicklung bis zum fertigen Produkt mitzuerleben und mitzugestalten. Am Anfang liegt da schließlich nur ein Stamm aufgeschnitten vor einem. Doch die Vielfalt, mit der man das Holz bearbeiten kann, ist riesig – das habe ich in meiner Ausbildung auf immer wieder neue Weise gelernt. Und am Ende steht man vor dem fertigem Produkt: eine einzigartige Treppe, die man mit eigenen Händen und eigenem Können entscheidend geformt hat.

 

Was waren die größten Herausforderungen?

Herausforderungen gibt es in diesem Job eigentlich fast jeden Tag. Manche Baustellen sind schon echt spannend, oft ist man als Treppenbauer im wahrsten Sinne des Wortes am Abgrund tätig. Denn bei der Bearbeitung und Montage komplexer Treppenanlagen ist man oft in großen Höhen unterwegs. Und an diesen Stellen müssen wir teilweise mit Seilwinden große, schwere Bauteile positionieren. Da ist nicht nur Körperbeherrschung gefragt, sondern auch eine hohe Professionalität.

 

Du hast vor wenigen Wochen deine Gesellenprüfung bestanden und dein Gesellenstück hergestellt: einen etwas anderen Tisch. Wie bist du auf diese Idee gekommen?

Schon zu Beginn meiner Ausbildung haben mich alle in der Klasse komisch angeschaut. Ein Treppenbauer unter den Schreinern war außergewöhnlich, sogar für die Lehrer. Jedenfalls war von Anfang an klar, dass eine Treppe als Gesellenstück schon wegen der begrenzten Räumlichkeiten schwierig zu realisieren sein würde. Mein Gedanke war jedoch: Treppen haben oft ausgefallene Winkel – und das wollte ich zum Schwerpunkt meines Gesellenstücks machen.

Damit fiel ein einfacher rechteckiger Kasten also schon mal weg – ich wollte ganz bewusst etwas mit schrägen Wänden gestalten. Von diesem Punkt aus war es nur noch ein kleiner Schritt zu dem Gedanken, einen Tisch zu bauen – genauer gesagt, einen Beistellkommoden-Tisch mit zwei Schubladen, drei offenen Fächern und einer abschließbaren Klappe. Und alle Seiten sind im 80° Winkel gestaltet.

 

Eine Idee bleibt eine Idee, wenn diese nicht in die Wirklichkeit umgesetzt wird. Wie bist du an das Projekt herangegangen. Wie war dein Weg von der Idee bis zum fertigen Gesellenstück?

Zunächst habe ich am Computer eine Zeichnung angefertigt – als Plan für den Bau. Dabei musste ich auch einige Male meine Entwürfe umstellen, aber auf diese Weise lässt sich auch wirklich vieles sehr realitätsnah ausprobieren.

Nachdem ich alles ausgedruckt hatte, ging es an die handwerkliche Arbeit: Maße nehmen, Holz ablängen, alles schon mal grob abrichten. Dann kamen die Winkel ins Spiel. Es galt, die Zargenteile zuzuschneiden, Leimholzplatten herzustellen und zuzuschneiden und Dübellöcher zu bohren. Nachdem der Rahmen stand, ging es an die Korpusteile aus MDF: zuschneiden, Lamellos als Holzverbindungen fräsen, lackieren und schließlich viele Stunden des Schleifens – bis die Oberfläche perfekt eben und glatt war.

An diesem Punkt wurde es dann wirklich spannend: Denn alle Einzelteile mussten zusammengesetzt und verleimt werden. Und dabei zeigt sich, ob in der Herstellung der Bauteile wirklich alles millimetergenau stimmt. Nachdem das geschafft und alles passend zusammengebaut war, kamen die Schubladen und die Klappe an die Reihe. Bei der Klappe musste ich Scharniere und ein Schloss einlassen. Die Schublade wiederum hatte ihre eigenen Herausforderungen, da zwei Seiten im 80° Winkel zueinander standen. Das bedeutete, dass eine Schwalbenschwanz-Holzverbindung von Hand gezinkt werden musste. Nachdem das auch erfolgreich umgesetzt war, ging es im letzten Schritt an den Anstrich: Ich setzte dafür hochwertiges Holzöl ein, das gleichzeitig Schutz und Farbe verleiht.

Am Ende ist eine ausgefallene Idee Wirklichkeit geworden – und das ist in diesem Beruf immer wieder aufs Neue faszinierend.

 

Mit der Erfahrung und dem Fachwissen der Ausbildung bei Treppenbau Diehl: Wo siehst du dich in fünf Jahren?

Wo ich in fünf Jahren sein möchte, weiß ich ehrlich gesagt noch nicht. Mein nächstes Ziel ist Kanada – und was danach kommt, steht wirklich noch in den Sternen.

 

Lieber Lorenz, vielen Dank für dieses Interview. Wir gratulieren dir zum erfolgreichen Ausbildungsabschluss und wünschen dir weiterhin viel Kraft und Ideenreichtum für alle kommenden Herausforderungen.